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Piratenwache in der Straße von Malakka

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Logbuch meiner Schiffsreise auf dem bengalischen Containerfracher MV Jaami

Das Schiff:

Motorvessel (MV) Jaami, Containerfrachter, 12.500 BRT, 10.000 PS Motorenleistung, 26 km/h schnell, 148 m lang, drei Stockwerke hoch und 31 Mann Besatzung. Gebaut 1979 auf einer polnischen Werft – in Europa ausgemustert und verkauft nach China, seit 1999 Einsatz unter bengalischer Flagge. Fachleute bezeichnen diese Art von Frachtern auch als Totenschiffe. Indische und bengalische Schiffsmakler haben sich darauf spezialisiert, zur Verschrottung vorgesehene Schiffe aufzukaufen. Dann aus den Totenschiffen die halbtoten herauszufischen und ein paar Jahre für guten Profit noch einmal auf die Reise zu schicken, bevor es auf den Schiffsfriedhof geht.

Geschätzte Reisezeit: sieben Tage, Distanz: 1.700 Seemeilen oder 2.800 Kilometer bis Singapur.

Reiseweg: Bay of Bengalen, Andamensee – Küste Myanmar/Thailand, Straße von Malakka – Küste Malaysia, Singapur.

Freitag, 22.30 Uhr - dichte Nebelschwaden ziehen durch den Hafen von Chittagong. Kontrolle am Checkpoint durch Militär und Polizei, kritische Blicke, kurze Diskussion mit meinen Begleitern, ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breitet sich aus – dann werden wir durchgewunken. Wir haben es geschafft!

Schemenhaft zeichnen sich im Nebel die Umrisse von Frachtschiffen ab, sie sind kaum auszumachen. Unser Jeep „tastet” sich hupend durch das nur schwach von gelblich schimmernden Laternen erleuchtete Hafengelände.

Im Schritttempo geht es von Verladekran zu Verladekran am Pier entlang. Dann erhellen starke Containerladescheinwerfer schlagartig die Szene. Wir sind da, mein Schiff, die MV Jaami, wird noch beladen.

Begrüßung durch den 2. Offizier auf der Gangway. Er entschuldigt sich als Erstes für mein Quartier. Wir stoppen vor einer Kabine mit der Aufschrift Medizin Care. Zweifel erscheinen auf meinem Gesicht – die Krankenstation? Ja, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Er öffnet die Tür und ich bin begeistert. Donnerwetter, absolut komfortabel, mit  zwei Betten zur Auswahl und einem richtigen Badezimmer!

Samstag, 8.00 Uhr

Warten auf die Abfahrt, die Verladeaktion der Container hat sich in der vorherigen Nacht wegen des starken Nebels verzögert. Kurz vor acht Uhr heißt es „Leinen los", volle Kraft voraus. Der Bug der MV Jaami zeigt in Richtung offenes Meer. Wir nehmen Kurs auf den Karnphuli River, stromaufwärts, in Richtung der Bucht von Bengalen.

11.00 Uhr, Vorstellungsgespräch beim Kapitän – Ergebnis: Ich werde alle Arbeitsbereiche des Schiffes kennen lernen und bin quasi zum Jungseemann ernannt. Eine Vergütung erfolgt nicht. Mit dem Einsatz meiner Arbeitskraft und der Ernennung zum fünften Kadetten bin ich in einem klassischen „Hand-gegen- Koje“-Arbeitsverhältnis. Ausgabe von Arbeitsklamotten und Helm; es kann losgehen!

Sonntagmorgen

Erster Einsatz im Maschinenraum, zweite Wache von 4.00 bis 8.00 Uhr. Ohrenbetäubender Lärm der 10.000-PS-Maschine,  45 Grad Hitze. Bewaffnet mit einem Ölkännchen und ausgerüstet mit Helm und Taschenlampe wird mir von den Kollegen gezeigt, worauf es bei Wartung, Kontrolle und Überwachung dieser Riesenmaschine ankommt!

Montag

Es geht in den Bauch des Schiffes, zwei Stockwerke tief über Eisenleitern, Bilgenwasser schöpfen und Rost fegen. Der Transport nach oben erfolgt über Eimer an Deck. Fünf Kadetten schuften und fluchen - eine harte, schweißtreibende Arbeit. Am Nachmittag Containerladeraumböden schrubben. Bestimmt zwei Zentner Dreck und Rost werden über die Reling in die offene See entsorgt............